Für die Autos ist Paris-Dakar die Herausforderung, für die Radfahrer die Tour de France … und die Reifeprüfung für das Klimaticket ist die „OÖ-Öffi-Bezirksstädte-Tour“. Kann man alle 14 „Bezirksstädte“ von Oberösterreich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen? Ja. Und wie lange dauert das? Der Rekord liegt nun unter zwei Tagen.
Aufgestellt wurde er von mir. In exakt 36 Stunden und neun Minuten habe ich alle Bezirke in Oberösterreich besucht und bin sicher heimgekehrt. Wobei das mit den „14“ Bezirksstädten ist natürlich nicht ganz richtig, denn Oberösterreich hat bekanntlich drei Statutarstädte und 15 Bezirke. Wobei in Wels, Steyr und Linz auch die Bezirkshauptmannschaften von Wels-Land, Steyr-Land, Linz-Land und Urfahr-Umgebung sind. Das heißt unterm Strich bleiben 14 Orte, die es zu besuchen gilt.
Ich startete exakt 6.06 Uhr am Linzer Busbahnhof unter dem Landesdienstleistungszentrum, von dort fährt werktags der Bus nach Rohrbach-Berg (1). Und es zeigte sich da schon ein Problem des öffentlichen Verkehrs: Während ich in dem großen Bus fast allein saß, war der in der Gegenrichtung gut gefüllt – es wollen in der Früh vermutlich mehr Menschen zur Arbeit nach Linz als zum Vergnügen nach Rohrbach. Ökologisch und ökonomisch ist es aber nicht sinnvoll, eine solche fast „Leerfahrt“ anzubieten. Übrigens ist der Bus nicht nur etwas schneller als die parallel fahrende Mühlkreisbahn, man kommt auch näher an das Stadtzentrum. Denn schon immer waren Großprojekte Anlass für Streitereien – im Falle der Mühlkreisbahn zwischen den beiden Metropolen des Oberen Mühlviertels Haslach und Rohrbach. Letztlich einigte man sich in den 1870er Jahren, dass man Rohrbach links und Haslach rechts „liegen“ lässt. Seither geht man kilometerlang vom Bahnhof in die jeweiligen Stadtzentren. Aber auch in den anderen Städten sind die Zug-Bahnhöfe meist weitab vom Zentrum, entweder weil die Fuhrleute aus Existenzangst es damals verhinderten oder die notwendigen Gründe nicht verkauft wurden. Diese Fehler der Vergangenheit wird man kaum mehr reparieren können. Denn nur in Einzelfällen ging der Berg dann zum Propheten bzw. wuchs die Stadt zum Bahnhof.
Alle Wege führen nach …







Von Rohrbach-Berg (1) nach Freistadt (2) gibt es fünf Direktverbindungen täglich, allerdings ebenfalls nur an Werktagen. Ansonsten heißt es umsteigen in Bad Leonfelden. Wer immer also diese Expedition nachmachen möchte, ist gut beraten, sie an einem Werktag zu machen. Und bei „Scotty“ vorab alle Verbindungen checken. Die Verbindung zwischen Freistadt und Perg ist nämlich auch an Werktagen ein Problem. Ich musste in Gallneukirchen (3) – den kurzen Aufenthalt kann man für eine Stadtbesichtigung nutzen – und Lungitz umsteigen, um letztlich in Perg (4) anzukommen. Ab dann hat sich das Tempo allerdings durch den Expresszug erhöht … und ich verließ erstmals Oberösterreich. Um nach Steyr (5) zu kommen, hieß es nämlich, in St. Valentin in die „S1“ umzusteigen. Nach einer Stippvisite in der Eisenstadt hieß es wieder umsteigen in den Bus und weiter nach Kirchdorf (6). Dann war allerdings vorerst Endstation, denn die Strecke Kirchdorf-Gmunden ist eine Öffi-Wüste. Für knapp 40 Kilometer müsste man zwei Stunden und zweimal Umsteigen einplanen. Außerdem führen die meisten Wege über Linz, darum legte ich einen Zwischenstopp samt Übernachtung in der Landeshauptstadt ein.
Global führen zwar alle Wege nach Rom, regional aber meist nach Linz (7), das defacto auch Bezirkshauptstadt von LL und UU ist. Die Hälfte war geschafft und in der Nacht ist der öffentliche Verkehr eigentlich nicht vorhanden, daher kann man getrost die Nachtruhe antreten.
Sommer ist Baustellenzeit
Von Linz kommt man selbst in der Früh ohne Umsteigen nach Gmunden (8). Und mit dem Klimaticket kann man auch die Straßenbahn vom dortigen Bahnhof zum See nehmen. Weiter ging die OÖ-Tour mit dem Bus, denn Gmunden verbindet mit Vöcklabruck (9) nicht nur ein gemeinsames Klinikum, sondern auch eine gute Öffi-Verbindung. Und in Vöcklabruck kann man dann wieder in den Zug umsteigen. Doch um in die nächste oö. Bezirkshauptstadt zu kommen, musste ich ins Salzburgerische, genauer gesagt nach Neumarkt am Wallersee. Und am Weg nach Braunau (10) hieß es außerdem, auf Schienenersatzverkehr auszuweichen. Der Sommer ist nämlich auch im Schienenverkehr die Zeit für Baustellen. Und der Nachteil: Während für den Autoverkehr meist provisorische Lösungen gefunden werden, die kaum Auswirkungen haben, werden Radfahrer meist zum Zufußgehen zwangsverpflichtet und Bahnfahrer müssen in Busse umsteigen. Insgesamt dreimal machte in den zwei Tagen Bekanntschaft mit dem Schienenersatzverkehr. Und die Busfahrt zwischen Friedburg und Braunau zeigte mir Straßen, die ich sonst wohl nie gefahren wäre. Doch von Braunau ging es dann wie geschmiert: Direktverbindung nach Ried (11), von dort nach Schärding (12) und dann zurück über Grieskirchen (13) nach Wels (14). Durch den Taktfahrplan gab es immer genügend Zeit, um auf den Hauptplatz zu gehen und um dort ein Beweisfoto zu schießen. In Wels hieß es dann wieder umsteigen in den Bus, um auch Eferding (15) abhaken zu können.








Billiger, aber langsamer
… kurz nach 21 Uhr erreichte ich schließlich wieder den Linzer Bahnhof, 36 Stunden und neun Minuten, nachdem ich von dort aufgebrochen war. Mit dem Auto wären es laut Routenplaner lediglich 540 Kilometer, für die man achteinhalb Stunden gebraucht hätte. Rechnet man das amtliche Kilometergeld, hätte die Fahrt rund 225 Euro gekostet. Und es wäre damit auch teurer, als hätte ich für jede Strecke einen Einzelfahrschein gelöst. Laut „Scotty“ hätte mich die Fahrt nämlich selbst dann nur 145 Euro gekostet … und das ist fast schon ein Siebentel des Jahrespreises beim Klimaticket.